Im Jahre 1421 war der Sommer brennend heiss. In dieser schwülen Zeit begab sich ein Bauer namens Stampfli, der in der Grafschaft Rothenburg ansässig war, mit seinem Gesinde auf die Wiesen, um das Heu zu sammeln. Bald nach Mittag, als die Sonne am stärksten brannte, sah er über sich in der Luft einen scheusslichen Drachen dahinziehen.
Der Drache kam von der Rigi und flog gegen den Pilatus. Er verbreitete flammendes Feuer und damit grosse Hitze und unleidlichen Gestank. Der Drache senkte sich so nahe zum Erdboden nieder, dass der Bauer ohnmächtig niedersank und die Besinnung verlor.
Als dieser sich wieder erholte und versuchte, dem fliegenden Drachen nachzuschauen, sah er am Boden etwas liegen, das der Drache auf die Erde hatte fallen lassen. Vorsichtig und erstaunt ging der Bauer auf den Gegenstand zu, und das Gesinde folgte ihm schüchtern.
Sie fanden, dass der Drache einen Stoff ausgestossen hatte, der wie geronnenes Blut aussah. Der Bauer berührte ihn argwöhnisch mit einem Stock und breitete das Ding, das wie Sülze aussah, auseinander. Da fand er darin einen Drachenstein.
Von der Kraft und der Tugend des Drachensteines ist vielerorts geschrieben worden. Der Stein war schön glatt und rund, mit wunderlichen Flecken geziert, und wog ungefähr ein halbes Pfund.
Dem Bauer, der den Stein fand, und seinen Nachkommen wurde für diesen Stein öfters viel Geld angeboten. Selbst Kaiser und Könige und Herrschaft Venedig sollen, wie überliefert wird, nach seinem Besitz getrachtet haben, um den Stein als ein Wunder der Natur in ihre Schatzkammern aufzunehmen.
Quelle: "Luzerner Sagen / gesammelt und erzählt von Kuno Müller", K. Müller, E. Hang, 1986
Freitag, 23. März 2007